Karin unterwegs

Weingut ‘Terre di Grassaga’

22. November 2023

An einem Septembertag fuhr ich von Grado Richtung Jesolo. Eine Richtung, die ich selten einschlage, treibt es mich ja normalerweise eher in den Triestiner Karst, ins Collio, die Brda, nach Cormons, Cividale, Gorizia….

Nicht diese Mal! Und das hat natürlich seinen Grund!

Ein lieber ‚alter‘ Freund von meinem Mann und mir hat mich gelockt …. mit einer Weinverkostung…beim Weingut ‘Terre di Grassaga’, nahe San Donà di Piave, 19 km nördlich von Jesolo.

Thomas – unternehmungslustiger Pensionist, Genießer, Weinliebhaber aus Linz – war wieder einmal für einige Tage in Italien. Wohnhaft in Jesolo im Hotel Mara, bei seinem Freund Flavio, mit dem er auch zum Weingut Terre di Grassaga ‚angereist’ kam!

Wir wurden von den Winzern Sandra, Angelo und deren Tochter Alessandra empfangen. Wir spazierten durch die Weingärten. Es wehte ein leichtes Lüfterl, der Duft vom naheliegenden Meer war zu riechen.

Schon nach wenigen Minuten war klar, hier wird Gastlichkeit groß geschrieben und neben diesen sympathischen Menschen warteten ein großer, schwerer Holztisch und Sessel auf uns, um sich den Weinen hingeben zu können.

 

Die Azienda vinicola, das Weingut, liegt in der Ortschaft Grassaga,  nördlich von San Donà di Piave, auf halben Weg zwischen Jesolo und Treviso. Seinen Namen verdankt es dem Fluss Grassaga, einem alten Nebenarm des Piave. Das Gebiet war schon vor 2.000 Jahren besiedelt,- in der Nähe fand man die Reste einer Brücke der römischen Via Annia, die ca 150 v.Chr. erbaut wurde. 

Die Familie Paro kaufte das Bauernhaus mit den Weingärten im Jahr 2002. Sie renovierten es liebevoll, ließen die Ziegelbauweise aber unangetastet und das gibt dem Weingut auch von außen Charme.

Im großen eigenen Keller reifen die edlen Weine.

Das Haus wird vom alten Stall und einem Getreidespeicher flankiert, in dem früher Seidenraupen gezüchtet wurden. Hinter den Gebäuden erstrecken sich die knapp 20 Hektar eigenen Weingärten.

Das Weingut Terre di Grassaga wird von Entwässerungskanälen durchzogen. Ein Steinwurf entfernt steht das Pumpwek von Grassaga, das auch heute noch überlebenswichtig ist.

Die Böden, hauptsächlich Lehm und Caranto (Ton und eingelagerte Meereskalkreste), sind eine ideale Kombination für die Qualität großartiger Weine. Die Wurzeln dringen tief ein und saugen auch in den heißen Monaten das gespeicherte Wasser aus dem Boden.

Die Merlot- und Friulanoreben sind fast 70 Jahre alt und werden von Zeit zu Zeit mit einer überlieferten Veredelungstechnik regeneriert. Die Reihen erlauben ausschließlich händische Ernte.

Für Terre di Grassaga Weine werden nur die besten eigenen Trauben herangezogen, – die anderen Jahrgänge verkauft man an die örtliche Genossenschaft

Die Verkostung war sehr unterhaltsam. Es wurde italienisch, deutsch, englisch gesprochen, es war laut, es wurde gelacht, diskutiert. Dann wieder Stille…. Flasche für Flasche, Schluck für Schluck wurden verkostet und auch gewürdigt.

Sandra hat eine köstliche Jause hergerichtet – mit Käse, Mortadella, Capocollo und einer wunderbaren Sopressa – einer Salami mit großem Durchmesser. Diese hat Flavio gemeinsam mit Diego, seinem Freund, der neben mir Platz genommen hatte, gemacht. Köstlich!

Pläne wurden geschmiedet… für November! Sie alle würden nach Linz kommen, um eine Weinverkostung in der dombar im Hotel am Domplatz zu machen.

Auch für mich hätten sie einen ‘Job’… übersetzen! Angelo spricht nicht deutsch und das wäre ja ideal…. meinten sie! Und was glaubt ihr habe ich gemacht?? Zugesagt.

 

Die Zeit zwischen meinem Besuch auf dem Weingut und der Verkostung in Linz ist schnell vergangen … vor wenigen Tagen war es soweit!

Die italienischen Freunde sind zu sechst angereist .. Angelo und Sandra, die Winzer; Flavio und Donatella vom Hotel Mara, Jesolo und Diego mit seiner Frau Marina, Freunde der beiden Familien.

Thomas hat in die Vorbereitung dieser Verkostung und in die Planung der Gästebetreuung viel Zeit investiert. Das hat sich wirklich bezahlt gemacht. Wir verbrachten wir mit den Gästen einen wunderschönen ersten, gemeinsamen Tag – mit einem Besuch des Stiftes Schlierbach inkl. Führung von Pater Martin in italienischer Sprache.

Anschließend fuhren wir nach St. Florian zum Gustergut der Familie Wurm. Bereits in fünfter Generation wird es als Fruchtveredelungsbetrieb geführt. Auf 2 ha wird Wein angebaut, den wir auch verkosten konnten und uns sehr gemundet hat.

Leider ist Thomas am darauffolgenden Tag, dem Tag der Weinverkostung, gesundheitsbedingt ausgefallen. Das hat uns allen sehr leid getan, hat er doch soviel Herzblut hineingesteckt! Wir haben ihn dann am Abend mit Fotos versorgt.

Die Location wurde von Manu aus der dombar gut vorbereitet – die Tische gedeckt mit Weingläser, Wassergläser. Folder, vorbereitet von Thomas, mit allen Informationen zu den Weinen, die an diesem Abend verkostet wurden, aufgelegt inkl. Infos betreffend dem Weingut und dem Veneto als Weinanbaugebiet.

Rinaldo Bortoli, der Gastgeber seitens dem Hotel am Domplatz begrüßte alle Gäste und gab den ‘Startschuss’ zur Verkostung, die er sich natürlich auch nicht entgehen ließ.

Unter den Gästen gab es viele Fachkundige, einige, die auch selber Verkostungen veranstalten und viele Interessierte, so wie ich und mein Mann.

 

Es wurde zum Anstoßen vorne weg ein Spumante 2021 aus der Magnumflasche kredenzt; anschließend ein Spumante 2021 aus einer kleinen Flasche, nicht so stark gekühlt – somit konnten sich Geruch und Geschmack sehr gut entfalten. Weiter ging es mit einem Tocai Friulano 2021, gefolgt von einem Manzoni Bianco 2022. Bei den Rotweinen mundete uns der Merlot 2016 – manuell geerntet, ein Teil der Trauben wird auf dem Feld getrocknet und Merlot 2019, der gerade erst in den Verkauf geht. Weiters ein Venum 2020, sehr jung, der aber viel verspricht und den man, laut Angelo, in einem Tresor lagern sollte!!!! Fin Fine genossen wir einen Passito Bianco – aus der Palava Traube (Kreuzung Müller Thurgau mit Gewürztraminer) , wunderbares Marillenbouquet – und einen Passito Rosso.

Zu jedem Wein hat Flavio eine Köstlichkeit gereicht, die geschmacklich sehr gut gepasst hat. Taleggio, junger Grana, weicher Ziegenkäse, Porchetta, Sopressa vom Wildschwein, Gorgonzola, Bussola (Kekse) und Taralli.

Wir konnten von jedem der mitgebrachten Weine ausgiebig kosten, es wurde großzügig nachgeschenkt und es gab viele Möglichkeiten zum Austausch.

Ein Mikrofon wäre nicht schlecht gewesen, um die Informationen seitens des Winzers und meine Übersetzung dazu besser an die Gäste zu bringen. So sind wir von Tisch zu Tisch gegangen, haben informiert, geplaudert und es wurde ein gemütlicher, langer Abend, an dem alle zufrieden ins Betterl fielen.

Mein Resümee nach diesen vielen Stunden, die ich mit Sandra, Angelo und ihren Weinen verbringen durfte: ein kleines Weingut, das von engagierten Menschen geführt wird, die das Beste aus diesen Trauben herausholen, mit einem wunderbaren Ergebnis!

Besucht das Weingut, es liegt auf dem Weg nach Venedig, Jesolo, Einkaufscenter Noventa di Piave, Treviso. Ich habe meinen Besuch auf dem Weingut mit dem kleinen Städtchen Portogruaro verbunden – auch sehenswert. 

Ihr seid Willkommen!!!! 

www.terredigrassaga.it

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